Vorgeschichte
Den Sempacherseelauf bin ich bereits 2015 einmal gelaufen. Im Prinzip wäre es der perfekte Halbmarathon für mich. Kurze Anreise, unkompliziertes Rennen, idealer Termin am Samstag Abend. Und so habe ich mich entschieden, dieses Jahr wieder mal in Sursee am Start zu stehen.
Silvia begleitet mich heute und wir trinken vor dem Rennen noch gemütlich etwas in der Altstadt. Dann gebe ich ihr meine Sachen ab und gehe noch ein paar Minuten einlaufen. Letztes Mal bin ich hier ganz knapp unter 1:40h gelaufen. Damals hatte ich aber im Vorfeld einiges mehr trainiert. Für heute setze ich mir das Ziel, eine Zeit unter 1:45h anzupeilen. Ein paar Minuten vor 18:00 Uhr stelle ich mich ins Startfeld. Ich bin entspannt und beschliesse, den Abend zu geniessen und mich heute nicht zu quälen.
Sempacherseelauf 2019
Der Start erfolgt pünktlich um 18:05 Uhr. Am Anfang durch die Altstadt ist es noch etwas eng. Dann geht es auf der Hauptstrasse raus aus Sursee und man hat genug Platz um entspannt zu laufen. Es ist recht warm, aber der Himmel ist bedeckt. Für mich angenehm. Allerdings habe ich meine Mütze im Rucksack gelassen und es ist abzusehen, dass mir der Schweiss in absehbarer Frist in die Augen laufen wird.
Bei Kilometer 1.5 steht Silvia am Streckenrand. Ich fühle mich gut und habe meinen Rhythmus gefunden. Ich hänge mich dann an einen Läufer, welcher sehr gleichmässig läuft und ein gutes Tempo hat. Ich konzentriere mich auf seine Turnschuhe und blende die Umgebung möglichst aus. So läuft es sich leicht. – Nach jedem Kilometer rechne ich in etwas meine Finisherzeit hoch. Ich werde etwas euphorisch, da ich bei diesem Tempo in Richtung 1:40h laufen würde. Ich spüre aber, dass ich wohl etwas zu schnell unterwegs bin.
In Eich bei Kilometer 6 verlangsamt dann mein Pacemaker bei der Verpflegung. Ich überhole ihn und gehe davon aus, dass er mich wieder einholen wird. Dies passiert nicht und ich brauche Ersatz. – Diesen finde ich in Form einer zierlichen Frau, welche mich überholt und welcher ich anhänge. Bald sind 7 Kilometer und somit ein Drittel der Strecke geschafft. Der Puls liegt bei gut 160 Schlägen. Ich fühle mich gut, habe aber immer noch das Gefühl, dass ich etwas zu schnell unterwegs bin.
Ich hoffe einfach, noch ein paar Kilometer an meiner Pacemakerin dran bleiben zu können. Es geht durch die Altstadt von Sempach und dann wieder runter an den See. Beim Seebad Sempach nochmals eine Verpflegung und bald danach ist die Hälfte der Strecke geschafft. Ab jetzt führt die Strecke über engere Wege und mehr in der Natur. Auf die Uhr schaue ich nicht mehr oft. Ich konzentriere mich nur noch auf den rechten Schuh meiner Pacemakerin und versuche mitzukommen.
Das funktioniert bis rund Kilometer 14 gut. Nur noch ein Drittel! – Allerdings zieht nun meine Begleiterin das Tempo leicht an und ich merke, dass es für mich hart wird. Ich besinne mich auf den Beschluss vor dem Start, mich heute nicht zu quälen. Ich lasse abreissen und hänge mich stattdessen an eine andere Frau, welche etwas langsamer unterwegs ist.
Die Kilometer laufen nun rückwärts. Noch 6, dann noch 5, dann noch 4. Der Puls geht gegen 170. Muskeln fühlen sich gut an. Alles unter Kontrolle aber nicht mehr so mühelos. Unter 1:40h reicht es auf keinen Fall. Wenn ich durchziehen kann wird es wohl 1:43h und irgendetwas werden.
Von der Landschaft komme ich heute fast nichts mit, da meine Konzentration praktisch während 19 Kilometern immer auf dem rechten Fuss der Läuferin oder des Läufers vor mir liegt. So geht es am einfachsten vorwärts! – Die letzten beiden Kilometern bin ich dann alleine unterwegs und versuche noch ein wenig zu kämpfen. Die letzen paar hundert Meter durch die Altstadt Richtung Ziel geniesse ich dann.
Nach 1:43:02 stoppt die Uhr für mich. Ziel nach Plan erreicht. Ein Fläschchen Ramseier-Apfelschorle und Silvia warten. Was will ich mehr?
Fazit / Ausblick
Eigentlich erstaunlich, dass ich den Sempacherseelauf nicht schon öfters gelaufen bin. Professionell organisiert, aber viel komfortabler und übersichtlicher als zum Beispiel der Hallwilerseelauf. Zudem im Frühling eine gute Standortbestimmung und ein Anreiz für ein paar Trainingskilometer im Vorfeld. – Ich werde auf jeden Fall wieder kommen.
Mit dem Rennen bin ich zufrieden. Es war nicht gerade ein Exploit, dafür eine sehr kontrollierte und gleichmässige Leistung. Wahrscheinlich werde ich bis zum Oktober nur noch selten so lange am Stück laufen. Als nächstes geht es im Juni an den Swiss Canyon Trail 45K. Endlich wieder Trail, endlich wieder Ultra!
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