Schweiz Nord-Süd / Etappe 13 / Bodio – Isone

Etappe 13: Bodio – Isone

Datum: Freitag – Sonntag, 2.-4. August 2019
Strecke: ca. 41 km
Marschzeit: ca. 10:10h
Teilnehmer: Martin / Silvia / David / Remo

Vorgeschichte

Da wir die letzten Wochen wieder gut ins Projekt „Schweiz Nord-Süd“ reingekommen sind, wollen wir den Schwung nutzen und nochmals näher an Chiasso kommen. Die Jungs waren viel weg in ihren Sommerferien und deshalb haben wir nicht viel als Familie unternommen. Dies wollen wir mit einer 3-tägigen Wanderetappe im Tessin ändern.

Am Freitag, 2. August helfe ich am morgen noch bei den Aufräumarbeiten der 1. August-Feier. Nach 11:00 Uhr packen wir dann unsere Sachen, kaufen noch Wegzehrung im Coop und machen uns dann auf den Weg in den Süden. Wir sind natürlich nicht in die einzigen und verlieren so im Gotthard-Stau etwas Zeit. So sind wir erst um 14:30 Uhr in Bodio und parkieren das Auto beim Park+Ride des Bahnhofs.

Mein Plan ist, in diesen 3 Tagen von Bodio nach Giubiasco zu marschieren. Das wären so knapp 33 flache Kilometer. Ich habe für 2 Nächte in Bellinzona Zimmer für uns reserviert. Das soll unsere Basis sein.

Bodio – Lodrino (Freitag, 02.08.19)

Um 14:40 Uhr marschieren wir los. Ich habe das Gefühl, wir sind spät dran und werden heute nicht so weit kommen. Der Himmel sieht aus, als könnte es bald zu regnen beginnen. Das könnte unsere heutige Wanderung zusätzlich verkürzen. Die Strecke beginnt auch nicht gerade vielversprechend, geht es doch der Strasse entlang, auf welcher dauernd Auto zu fahren kommen.

Auf der Hauptstrasse Richtung Personico

In der Ferne hört man ab und zu Donnergrollen. Das Wetter klärt sich zum Glück aber immer mehr auf und wir kriegen keinen Regen ab. Die Jungs sind nicht richtig motiviert und die Startphase ist etwas ein Kampf.

Nach drei Kilometern überqueren wir dann den Ticino und können endlich die Strasse verlassen. Der Weg führt die nächsten zwei Kilometer dem Nordufer des Ticino entlang auf einem Feldweg.

Entlang des Ticino Richtung Biasca

Bei Biasca müssen wir die Autobahnausfahrt umlaufen, was einen Umweg von ca. einem Kilometer gegenüber der direkten Strecke entlang des Flusses bedeutet. Wir packen zum ersten Mal ein paar Süssigkeiten aus und die Jungs marschieren gleich viel besser.

Meine Laune steigt auch, da wir heute sicher über 10 Kilometer schaffen werden und somit morgen Bellinzona in Reichweite liegt. Nach Biasca wechseln wir wieder ans Süd- bzw. jetzt eher Westufer des Ticino und kommen auf einen spannenenden Weg über grosse Steinplatten. Das ist Gelände, welches den Jungs Abwechslung bietet und ihnen Spass macht. Wir kommen nun gut und ruhig vorwärts.

Vom Fluss sehen wir nicht viel, da das Ufer sehr start bewachsen ist und wir zeitweise wie durch einen grünen Tunnel marschieren. Ständig präsent ist das Rauschen der Autobahn, welche am anderen Ufer geführt ist.

Logistisch ist die Route hier ideal, weil wir parallel zur Kantonsstrasse marschieren, entlang derer die Busverbindung fährt. Ich checke zwischendurch, wann der nächste Bus bei welcher Haltestelle fahren würde. Da die Busse im Halbstundentakt fahren, spielt es aber gar nicht so eine Rolle, bis wo wir marschieren. Zurück nach Bodio werden wir kommen und warten müssen wir auch nicht allzu lange.

Bis Lodrino haben wir diese komfortable Situation und ich entscheide, dass wir bis dort marschieren, da wir dort eh praktisch direkt an der Bushaltestelle vorbeilaufen. Und morgen kommen wir einfach und schnell aus Bellinzona wieder mit dem Bus dorthin.

In der letzten Stunde erzähle ich noch ein paar Militär- und sonstige Räubergeschichten, welche die Jungs immer super finden und sogar die Süssigkeiten im Rucksack vergessen. So schaffen wir in ziemlich genau drei Stunden fast 14 Kilometer und warten nachher am Dorfbrunnen auf den Bus.

Lodrino

Mit dem Bus geht es über Biasca zurück nach Bodio. Von dort mit dem Auto nach Bellinzona, wo wir unsere Unterkunft direkt beim Bahnhof auf Anhieb finden. Wir nutzen den schönen Abend für ein kurzes Nachtessen auf der Terrasse des Restaurants nebenan. Dann müde ins Bett.

Meine legendäres Händchen für günstige Hotels in zentrumsnähe hat mich wieder mal nicht im Stich gelassen. Es ist furchtbar lärmig und sehr heiss im Zimmer. An Schlaf ist lange nicht zu denken. Silvia lässt sich davon nicht stressen. Mittlerweile ist sie sich das gewohnt.

Lodrino – Giubiasco (Samstag, 03.08.19)

Ein heisser Sommertag ist angekündigt und wir wollen deshalb zeitig starten. Der Bus in Bellinzona fährt kurz nach 8:00 Uhr. Vorher gibt es vom Coop Pronto, Schoggigipfeli und Comella zum Frühstück. Um 8:40 Uhr starten wir die Wanderung.

Heute finden die Jungs den Rhythmus schneller. Der erste Kilometer führt wieder meist idyllisch durch den Wald entlang des Flusses. Dann tauschen wir mit der Autobahn die Flussseite. Die Autobahn kommt rüber ans Westufer, wir wechseln in den Osten.

Wieder mal über den Ticino. Im Hintergrund der grosse Marmorbruch bei Lodrino.

Wir marschieren dann etwas trostlos gut anderthalb Kilometer durch ein Gewerbegebiet, bevor wir wieder richtig in die Natur kommen. Heute ist Samstag und es hat etwas mehr Betrieb auf der Strecke. Wir treffen auf Hündeler, Camper und Biker. Überlaufen ist der Wanderweg aber auf keinen Fall.

Mein Ziel für heute ist Giubiasco. Das wären rund 19 Kilometer. Wir haben genug Zeit und ich weiss, dass die Jungs diese Strecke problemlos wandern können. Die Frage ist, ob die Motivation auch reicht. – Falls es nicht funktioniert, will ich es auf jeden Fall bis Bellinzona schaffen. Das wären aber maximal 3 Kilometer weniger.

Der Zubringer nach Claro überquert die Ebene. Remo gibt die Pace vor.

Während es zu Beginn noch angenehm frisch war, steigen die Temperaturen im laufe des Morgens schnell an und wir sind froh um die „kühlen Kilometer“, welche bereits hinter uns liegen. Vor allem, wenn wir in der prallen Sonne wandern, treten rasch ein paar Schweisstropfen auf.

Wir marschieren in unterschiedlichen Konstellationen. Teilweise geht Remo alleine voraus und erzählt sich selber Geschichten. Dann sind wieder die Jungs zusammen unterwegs oder sie geben uns die Hände und wollen Geschichten hören. – Ein paar Chips und einige Gummibärchen sorgen dafür, dass die Kinderbeine gut geschmiert und im Takt bleiben.

Vor Bellinzona zeichnet sich dann ab, dass wir es heute sicher bis Giubiasco schaffen werden. Ich mache mir Gedanken über unsere weiteren Optionen. – Zum Abendessen haben wir mit unseren Nachbarn Hubers abgemacht, welche in Locarno in den Ferien sind. Die Zimmer haben wir auch noch bis morgen reserviert. – Sollen wir trotzdem heute bereits nach Hause fahren oder könnten wir die Route am Sonntag noch fortsetzen.

Als nächstes steht der steile Anstieg nach Isone an. Auf diesen Anstieg an einem heissen Tag, mit den Jungs, habe ich nicht richtig Lust. Ich checke kurz die ÖV-Verbindungen von Isone zurück und stelle fest, dass diese etwa Sonntag Nachmittag im Ruedertal entsprechen. Nicht wirklich ein Taktfahrplan!

Die einfachere Variante wäre, am Morgen mit dem Bus von Giubiasco nach Isone zu fahren und dann über den Hügel zurück zu marschieren. Vorteil: Nur 250 statt 750 Höhenmeter Aufstieg und keine Wartezeit für die Rückfahrt. Die Strecke wäre mit gut 8 Kilometern auch überblickbar. – Silvia findet die Idee gut und so werden wir an diesem Wochenende sogar weiter kommen, als ursprünglich geplant.

Über die Moesa

Die letzte Wanderstunde heute ist dann etwas zäh. Wir marschieren nun meist an der prallen Sonne und das kostet Kraft. Mit ein paar weiteren alten Geschichten und der fast schon traditionellen „Ziel-Glace“ vor Augen, bleiben wir in stetiger Bewegung. Nach ziemlich genau 4:30h Wanderzeit haben wir die 19 Kilometer geschafft und stehen vor dem Bahnhof Giubiasco. Wir erwischen gleich einen Zug zurück nach Bellinzona und chillen nachher gemütlich im Hotel.

Raststätte Bellinzona Nord

Am Abend gemütliches Nachtessen inklusive Minigolf mit Hubers. Die Jungs haben ihren Spass und wir unseren Frieden. – Die Nacht ist dann wieder laut und heiss. Aber das hatten wir ja schon.

Isone – Giubiasco (Sonntag, 04.08.19)

Tagwache ist heute um 8:00 Uhr. Alles zusammenpacken, auschecken, Frühstück vom Coop Pronto und dann mit dem Auto nach Giubiasco. Um 9:38 Uhr fährt der Zug. In Rivera-Bironico steigen wir in den Bus um mit dem es hoch ins Val d’Isone geht.

Für Schweizer Soldaten ist Isone eine Legende und ich bin gespannt, wie es dort aussieht. – Weniger spektakulär, als ich es mir vorgestellt habe. Ein herziges Dörfchen in einem recht engen, stark bewaldeten Hochtal. Von den Kasernen sehen wir nicht viel, da wie schon gesagt alles bewaldet ist.

Isone City

Kurz nach 10:00 Uhr starten wir die heutige Wanderung. Die Jungs sind nicht motiviert heute und wir haben beim Start etwas Texas. David verlangt den Autoschlüssel und will erst beim Auto auf uns warten. Ich gebe ihm den Schlüssel und er stürmt davon. Remo hat auch nicht richtig Lust zum laufen. Ich beginne gleich mit Geschichten erzählen und er findet in seinen Trott.

Nach ein paar hundert Metern verpasst David eine Abzweigung und wir können ihn zum Glück noch zurückrufen. Er überholt uns gleich wieder aber sein Solo-Drang ist etwas gestoppt und er wartet immer wieder auf uns.

Das heutige Programm beinhaltet gute 8 Kilometer. Die ersten beiden Kilometer mit rund 250 Höhenmeter Aufstieg, die restlichen 6 Kilometer mit über 750 Höhenmeter Abstieg. – Der Aufstieg ist sehr gefällig. Alles im schattigen Wald, auf einem recht breiten Weg. Zwischendurch hat es ein paar Steine und Felsen und es ist etwas technischer. Insgesamt friedlich und abwechslungsreich.

Aufstieg aus dem Val d’Isone

Nach 40 Minuten haben wir den Anstieg geschafft und die Aussicht wird weiter. Die Wiesen hier oben gehören auch zum Waffenplatz und ich gehe davon aus, dass die Grenadiere jeweils wohl in 20 Minuten hier oben sein müssen.

Cima di Dentro

Wir verlieren dann die Route kurz in einer Kuhweide mit hohem Gras. Ein paar Dornen weiter sind wir dann aber wieder auf der Strecke und diese geht nun in den Downhill über. David zieht vorne weg, Silvia versucht ihm zu folgen und ich passe mich dem Tempo von Remo an.

Der Abstieg ist steil, technisch und teilweise sehr ausgesetzt. Remo macht es gut und geht vorsichtig zu Werk.

Spektakuläre Stelle im Abstieg nach Giubiasco

Zwischendurch öffnet sich der Blick runter ins Tal und wir sehen über Giubiasco, Bellinzona bis hoch nach Castione. Ein Teil der Route, welche wir gestern marschiert sind. Je weiter runter wir kommen, desto flacher und einfacher wird es. David hält sich nun etwas zurück und wir können wieder zu viert gemeinsam wandern.

Blick auf Giubiasco und Bellinzona

Nach 2 Stunden Marschzeit verlassen wir den Wald und kommen nach Camorino. Die letzten beiden Kilometer führen dann durch die Dörfer bis zum Bahnof. Unterwegs gönnen wir uns noch eine Glace. Nach 2:35h stehen wir beim Auto und machen uns gleich auf den Heimweg. Ein friedliches Wander-Wochenende neigt sich dem Ende zu.

Höhenprofil Bodio bis Isone

Ausblick

Bis Chiasso sind es nun noch knapp 60 Kilometer. Das müssten wir in vier Tagen wandern können. Ziel ist, das Projekt noch in diesem Jahr abschliessen zu können.

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