Zelten auf der Rigi

Vorgeschichte

Unser jüngerer Sohn Remo liebt schlafen im Zelt. Zu Hause im Garten verbringt er im Sommer schon mal die eine oder andere Nacht in meinem alten Iglu-Zelt aus meinen Motorrad-Zeiten (über 15 Jahre her). Diesen Sommer waren wir auch mal gemeinsam auf den Höhen des Suhrentals an einem Waldrand für eine Übernachtung. Für ihn ein einmaliges Erlebnis.

Mein Traum hingegen ist eine mehrtägige Hiking-Tour mit Zelt und Schlafsack irgendwo durch die Landschaft. Dazu braucht es aber eine sehr leichte Ausrüstung. Nach meinem Wochenende Am Ultra Trail Mont Blanc in Chamonix, welches mit meinem Abbruch des Rennens geendet hatte, sind folgende Gedanken aufgekommen:

1.) Wieder einmal eine intensive Zeit nur mit Remo erleben, da er mich jeweils stark vermisst, wenn ich mehrere Tage abwesend bin.

2.) Statt die ganz langen Ultra-Trails zu laufen, lieber mal meine Traum von der Mehrtages-Hiking-Tour angehen. Hier Ausrüstung besorgen und Erfahrungen sammeln.

Aus diesen beiden Punkten hat sich die Idee entwickelt, eine kleine Rucksacktour mit Remo, inklusive Zeltübernachtung zu machen. Ziemlich spontan kam ich auf die Rigi. Ich glaube, ich war gar noch nie dort oben und ich stellte mir vor, dass sowohl Sonnenuntergang, wie auch Sonnenaufgang dort gut zu beobachten sein müssten.

Wir brauchten aber noch eine leichtes Zelt und leichte Schlafsäcke. Für meine Traum-Ego-Hiking-Tour würde ein Einpersonen-Zelt genügen. Da ja aber auch Ausflüge mit Remo drinliegen müssen, brauchen wir ein Zweipersonen-Zelt. Ich durchforste das Internet und finde das „BIG AGNES Fly Creek UL2″. Zwei Personen haben Platz und das Ding wiegt nur grad so 1000 Gramm. Bei Transa in Luzern liegt es an Lager und so lasse ich mir dort eines reservieren. Am Samstag morgen fahren wir dann noch in den Sport-XX und kaufen je einen Schlafsack, welche nur so 700 – 800 Gramm wiegen. Der Test kann beginnen.

Samstag Nachmittag

Am Samstag nach dem Mittagessen packen wir unsere Sachen. Remo kriegt den kleineren Schlafsack, seinen Proviant und seine Bekleidung und Ersatzwäsche. Ich trage den grösseren Schlafsack, das Zelt, meinen Proviant, Wasserflaschen Fotoapparat, Handy und meine Wäsche.

Mit dem Auto fahren wir zuerst nach Luzern und holen das Zelt ab. Dann geht es weiter nach Goldau. Wir sind zeitlich gut drin und parken deshalb zuerst im Dorf, wo wir das Zugbillett bis Rigi Klösterli lösen und ein Glace, Getränke und eine Tüte „Süsse Pfirsiche“ kaufen. Von einer Parkbank schauen wir uns noch die Situation des grossen Bergsturzes an, während wir die Glace schlecken. Dann fahren wir zum A4-Parkplatz, parkieren das Auto und nehmen den Zug um 16:15 Uhr bis Rigi Klösterli.

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Ab Rigi Klösterli geht es zu Fuss. Remo hat bald Durst und findet die Idee einer gemeinsamen Tour auf einmal nicht mehr so spannend. Wir nehmen den Wanderweg Richtung Rigi Staffel. Es geht vor allem am Anfang recht steil hoch und ist auch noch ziemlich warm. Bis Rigi Staffel brauchen wir dann mit Trink- und „Süsse Pfirsiche“-Pausen knapp 50 Minuten. Wir machen eine kurze Rast, geniessen den Blick auf den Vierwaldstättersee und schauen den Gleitschirmen zu.

Rigi_Camping (3)

Dann geht es weiter Richtung Rigi Kulm. Die grosse Sendeantenne ist jetzt gut sichtbar und so hat Remo ein klares Ziel vor Augen. Wir halten unsere Augen auch nach einem guten Platz für unser Zelt offen. Wir brauchen einen ebenen, weichen Platz. Ich bin froh, dass es alternative Möglichkeiten gibt, falls wir am Gipfel keinen passenden Platz finden. Je höher wir kommen, desto besser läuft Remo. Es gibt dann noch einen Endspurt, da er von unten einen Zug kommen sieht, vor welchem er unbedingt oben sein will. Von der Station Rigi Kulm gehen wir direkt hoch zum Gipfel und geniessen erst mal die Aussicht. Einen guten Zeltplatz entdecken wir auch gleich etwas unterhalb des Sendemastes.

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Es ist kurz nach 18:00 Uhr, als wir oben ankommen. Gemäss meiner Garmin-Uhr ist der Sonnenuntergang so 20:05 Uhr. Wir haben also noch genau zwei Stunden Zeit. Remo spielt zuerst beim Restaurant auf einer alten Dampflok, dann trinken wir dort noch etwas und benutzen auch noch die Toilette. Nachher hoch zu unserem Zeltplatz und Zelt aufstellen. Dann kleines Nachtessen.

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Ich erkläre Remo die Himmelsrichtungen und wie das mit der Drehung der Erde funktioniert. Dann geniessen wir praktisch alleine hier oben, wie die Sonne im Westen versinkt und langsam die Lichter in Luzern angeschaltet werden. Wie bestellt, fliegt noch ein Helikopter vor uns durch, als die Sonne grad am Horizont verschwindet. Wir verschwinden dann auch in unserem Zelt und schlüpfen in unsere Schlafsäcke.

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Sonntag Vormittag

Ich habe das Gefühl, ich kann die ganze Nacht nicht schlafen. Mein Schlafsack fühlt sich eng an und das kleine Zelt ist ebenfalls ziemlich eng, so dass ich Angst habe, Remo zu wecken, wenn ich mich drehe. Es herrscht die ganze Nacht Wind und das Zelt flattert entsprechend. Remo scheint tief und fest zu schlafen und macht keinen Wank in seinem Schlafsack.

Die Stunden vergehen für mich ziemlich langsam und ich freue mich auf den Morgen. So nach 5:00 Uhr bewegt sich dann Remo und ich merke, dass er wach ist. Er hat etwas kühl und ich helfe ihm in den Faserpelz-Pulli. Der Wind frischt auf und nun hat auch Remo Mühe mit einschlafen wegen den Windgeräuschen. Das hätten wir wohl besser einen geschützteren Platz weiter unten ausgesucht. Direkt am Gipfel sind wir natürlich sehr exponiert. Das geringe Gewicht des Zelts hat negative Auswirkungen auf die Stabilität und wahrscheinlich wäre es etwas besser, wenn wir den Eingang gegen den Wind gestellt hätten. Ich wollte aber den Eingang gegen Osten, damit wir am Morgen den Sonnenaufgang aus dem Schlafsack beobachten könnten.

Nach 6:00 Uhr habe ich das Gefühl, eine Abspannung am Zelt könnte sich gelöst haben. Der Wind ist nochmals stärker geworden und ich schätze die Böen so mit 40-45 km/h. Ich ziehe mich an und gehe nach draussen. Der Himmel im Osten verfärbt sich bereits. Dem Wind aus Westen ist das aber egal. Ich bin nicht sicher, ob der noch stärker wird und entscheide, dass wir das Zelt nun abbauen. Remo zieht sich rasch an, wir montieren die Stirnlampen und dann räume ich das Zelt raus. Der Abbau bei Wind und Dunkelheit ist etwas tricky, vor allem wenn es überhaupt das erste Mal ist, dass wir dieses Zelt abbauen. Wir meistern das aber ohne Schäden an Mensch und Material.

Dann packen wir unsere Rucksäcke und machen die paar Schritte hoch zum höchsten Punkt. Es ist 6:30 Uhr und es kommen nun immer mehr Leute hier hoch. Der Wind ist unangenehm und wir finden zum Glück Windschatten auf der Plattform der Antenne. Es kommt eine Sonderzug zum Sonnenaufgang hoch und auf einmal ist der ganze Gipfel voller Leute und sogar zwei Alphornspieler sind dabei. So geniesse ich den Sonnenaufgang, während Remo etwas nervös hin- und herzappelt. Ihm ist es zu langweilig.

 

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Um 7:00 Uhr ist dann die Sonne vollends da und wir machen uns an den Abstieg. Ich möchte möglichst weit runter marschieren, weiss aber nicht, wie Remo da mitmacht und wie lange das dauert. Die Strecke bis Rigi Staffel ist schnell erledigt. Dort entscheide ich den schmaleren, aber kürzeren Weg direkt der Bahnlinie entlang bis Rigi Klösterli zu nehmen. Es ist wieder etwas harzig am Anfang, je weiter wir kommen, desto besser geht es aber. Die Temperaturen sind angenehm, sobald wir aus dem Wind raus sind. Ich versuche die „Süsse Pfirsiche“-Pausen taktisch möglichst weit rauszuzögern, damit die Packung bis runter zum Auto reicht.

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Remo möchte gerne noch mit dem Zug ein Stück fahren. Ich habe aber keinen Fahrplan, da mein Iphone am Gipfel abgestürzt ist. (Nur die Software, nicht die Hardware“. So machen wir einen Deal. In Rigi Kräbel schauen wir, ob wir mit dem Zug oder zu Fuss schneller beim Auto sind. Und die schnellere Variante nehmen wir dann, da Remo ja möglichst rasch nach Hause will, um Playmobil zu spielen. In Kräbel müssten wir dann 30 Minuten auf den Zug warten. Ich meine, da sind wir schneller zu Fuss. Und schon haben wir wieder ein Rennen gegen den Zug, was Remo total motiviert. Bevor der Zug in Kräbel abfährt, sitzen wir schon im Auto und verlassen Goldau Richtung Heimat. Ein unvergesslicher Ausflug geht dem Ende entgegen und Remo erzählt auf der Heimfahrt, dass er Mami und David den Sonnenuntergang auch mal zeigen will. Dann aber ohne Zelt!

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2 Kommentare zu Zelten auf der Rigi

  1. Kathi 8. März 2017 um 12:46 #

    Wahnsinnig schöner Bericht! Ich würde meine Kinder auch so zum Campen motivieren wollen. Die Tour klingt auch gerade mit Kindern toll. Sollte ich auch mal machen. Die Bilder vom Sonnenaufgang sind super schön, aber kann mir gut vorstellen, dass Kindern da schnell mal langweilig wird. Trotzdem sicher eine tolle Erfahrung für deinen Sohn.
    Warst du mit dem Zelt zufrieden? Ich bin immer auf der Suche nach neuen Zeltideen.

    • Martin Hochuli 8. März 2017 um 13:06 #

      Hallo Kathi
      Danke für das positive Feedback.

      Mit dem Zelt bin ich soweit zufrieden. Es ist extrem leicht und ich weiss nicht, wie dauerhaft es ist. Wir haben es seither noch nicht wieder eingesetzt. Bei windigen Verhältnissen kommt diese Konstruktion sicher relativ rasch an ihre Grenzen.

      Herzliche Grüsse
      Martin