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Etappe 4: Rheinau – Bülach

Datum: Sonntag, 24. September 2017
Strecke: ca. 20.2 km
Marschzeit: ca. 4:40h
Teilnehmer: Silvia / Martin / David / Remo

Vorgeschichte

Mein Schweiz Nord-Süd-Projekt, welches an Pfingsten gemeinsam mit Silvia so toll gestartet war, musste über den Sommer wegen der Ultratrail-Saison und dem spontanen Flusswander-Experiment ruhen. Der Herbst ist inzwischen angebrochen, die Trail-Running-Ziele sind erreicht und die Kanus im Keller eingemottet. Zeit zum Wandern!

Zuerst will ich die „übersprungene“ Etappe von Rheinau nach Bülach nachholen. Mit etwas über 20 Kilometern ist diese für die Jungs sicher bezüglich Geduld und Dauer anspruchsvoll. Ein ausgedehnter Sonntagsausflug steht also an. Früh raus, mit dem Auto nach Bülach, von dort mit Zug und Bus über Schaffhausen nach Rheinau, dann zu Fuss zurück nach Bülach und von dort mit dem Auto wieder nach Hause. – Ich wollte die Etappe schon im August angehen, Silvia hatte aber Bedenken kurz nach Start des neuen Schuljahres, da die Jungs sonst am Montag zu müde sein könnten. – Jetzt ist aber der passende Zeitpunkt gekommen, da nächste Woche Projektwoche ist und nachher die Herbstferien beginnen. Die ganze Familie wird genügend Zeit haben, um sich zu erholen.

Die Route

David ist nicht so motiviert, als er um 7:30 Uhr aufstehen muss. Er findet die Wander-Idee ziemlich sch…. . Ist uns aber heute egal und kurz vor 8:00 Uhr fahren wir in Schöftland ab. Die Fahrt verläuft ohne Probleme und wir haben in Bülach genügend Zeit für ein Znüni, bevor der Zug nach Schaffhausen fährt. Vor Schaffhausen den Rheinfall bestaunen, dann in Schaffhausen umsteigen und gleich den Rheinfall von der anderen Seite nochmals bestaunen. In Marthalen steigen wir in den Bus um und um 10:15 Uhr sind wir dann wieder in Rheinau, wo Silvia und ich damals die zweite Etappe beendet hatten.

Startpunkt

Etappe 4: Rheinau – Bülach

David will einen Plan, wie er die Wanderung übersteht. Sein Vorschlag: Wir laden Pokemon Go aufs Handy und er jagt dann den ganzen Weg Pokemon’s. – Wir finden diesen Plan nicht unterstützenswert. Zum Glück finden wir gleich eine Infotafel zum keltischen Verteidigungssystem der Halbinsel Rheinau. Ein Stück weiter dann auch einen Schweizer Armee-Betonbunker. Militär und Krieg sind für Jungen immer ein spannendes Thema und so diskutieren wir auf dem Weg runter zum Rhein erst mal ein wenig Verteidigungs-Strategieen.

Runter an der Rhein

Ich habe mich auf die Wanderung entlang des Rheins gefreut. Flache Strecke direkt entlang des Flusses. Wenig Leute und ganz viel Ruhe. So stelle ich mir das vor und so trifft es heute dann auch ein. Am Anfang marschieren wir noch auf einer Strasse, welche den Zugang zum Wasserkraftwerk bei Rheinau sicherstellt. Später wird der Weg schmaler und verläuft durch den Wald.

Zwischen Rheinau und Ellikon

Der Tag ist traumhaft. Die Sonne scheint und die Temperatur ist optimal zum kurzärmlig wandern, ohne dass es zu heiss wird. Remo läuft meist vorne mit Silvia. David hat sich an mich gehängt und will Geschichten hören. Wir diskutieren Trump vs. Kim Jong Un, 1. Weltkrieg, 2. Weltkrieg und Marktwirtschaft vs. Planwirtschaft. – Das Ganze findet nicht gerade auf Hochschul-Niveau statt, aber David findet es interessant und ich bin um jeden Kilometer froh, welchen er ohne motzen zurücklegt.

Rheinau – Ellikon

Nach gut einer Stunde sind wir dann in Ellikon. Den von David erhofften Kiosk finden wir zwar nicht, dafür eine Infotafel zu den Hochwasserschutzmassnahmen, welche hier vorbereitet sind. Wieder etwas zum besprechen und so geht es weiter. Die ersten Diskussionen betreffend Mittagpause kommen auf. Ich vertröste die Jungs auf nach der Thur-Überquerung, welche so in einer halben Stunde ansteht.

Riegelhaus in Ellikon

Wir kommen dann ins Nationale Auengebiet Eggrank-Thurspitz, welches wir erst nach ca. 6 Kilometer wieder verlassen werden. Die Route bewegt sich nun nach Osten und vom Rheinufer weg. Bald kommen wir ans Nordufer der Thur und folgen dieser noch ein paar hundert Meter flussaufwärts, bis wir zur Brücke kommen, wo wir aufs Südufer wechseln können. Hier finden wir auch unseren idealen Mittagsrastplatz und Silvia nutzt die Gelegenheit für ein Fussbad.

Mittagsrast an der Thur

Wir haben nun rund einen Drittel der Strecke in ziemlich genau 1:30h geschafft. Genau in meinem Zeitplan. Ich hoffe, dass wir weiterhin so gut vorankommen. Weiter geht es immer noch im Natuschutzgebiet wieder westwärts zurück zum Rhein. Wenn es über das offene Feld geht, spürt man die Sonne deutlich und es wird warm. Im Schatten der Wälder ist es dagegen sehr angenehm.

Wie es so ist, zanken die Jungs zwischendurch auch mal. Insgesamt geht es aber tiptop und wir kommen immer noch gut vorwärts. Bald sind wir wieder am Rhein und es geht wieder südwärts. Die Richtung in welche wir ja hauptsächlich vorwärts kommen wollen. Es hat immer mal wieder Spaziergänger und ab und zu einen Biker unterwegs. Überlaufen kann man die Gegend aber nicht nennen. Eindrücklich sind die Zeichen der Biberpopulation. Viele Bäume sind angeknabbert, darunter auch ganz mächtige Exemplare.

Da war der Biber am Werk

Nach 2:20h haben wir die Hälfte der Strecke geschafft und wir sind beim TCS-Campingplatz von Flaach. Auf der deutschen Rheinseite zieht ein Drachenboot flussaufwärts. Beeindruckend zu beobachten, mit welcher Kraft die Ruderer das Boot vorwärts treiben. Die Zeltwiese des Campings ist leer. Die Saison ist vorbei. Als nächstes kommen wir zum grossen Naturzentrum der Thurauen. Die Restaurant-Terrasse lädt zu einem Halt ein. Wir bestellen hausgemachten Eistee und geniessen den sonnigen Herbsttag.

Naturzentrum Thurauen

Ich bin immer noch sehr zufrieden mit unserem Marschtempo und hoffe, wir können das bis zum Ziel durchziehen. Wir nutzen noch das WC beim Naturzentrum und dann geht es weiter. Bei der Überquerung des Flaacher Bachs können wir einem lustigen Schauspiel zuschauen. Viele Fische springen in einen Wasserschwall, welcher aus einer Röhre in den Bach fliesst. Keine Ahnung, weshalb sie dies machen, lustig zu schauen ist es alle Mal. Bald kommen wir wieder in den Uferwald und nehmen unser letztes Stück am Rhein in Angriff.

Malerisch: Wald, Rhein, Rebberge

Im Rucksack haben wir noch einen Sack Snacketti und die Verhandlungen sind bereits am laufen, wann dieser dran glauben muss. Wir einigen uns auf Tössegg, wo die Töss in den Rhein mündet. Während es bis hier meist flach und grundsätzlich leicht abwärts ging, wartet dort eine gemäss Plan giftige Steigung. Ich bereite David schon mal damit vor, dass uns dort der böse Endgegner dieses Games erwartet und uns ein ordentlicher Kampf erwarten wird.

Der „Endgegner“ ist klar ersichtlich

Vor Tössegg

Nach 3:30h Marschzeit treffen wir in Tössegg ein. Wir suchen uns eine gemütliche Ruhebank an der Tössmündung und liquidieren die Snacketti-Tüte in der Hoffnung, dass wir so die benötigte Energie für den Hügel bekommen. Ungefähr drei Viertel der Strecke sind nun geschafft und bis jetzt hat es super funktioniert. Vor den letzten 5 Kilometern habe ich aber etwas Respekt. Erstes sind die Jungs schon müde, zweitens wird es topografisch nun anspruchsvoller und drittens verlassen wir die reizvolle Rheinlandschaft. Wir beobachten noch eine Flusswanderer-Familie beim einwassern ihres Kanadiers und machen uns dann wieder auf den Weg.

Tössmündung und Rhein

Wir überqueren die Töss und kurz darauf zeigt ein Wegweiser „Bülach“ links den Hügel rauf. Es folgt eine Treppenpassage, welche mich zeitweilig ans geliebte 1000er-Stägeli erinnert. Remo marschiert voraus, Silvia dahinter und ich konzentriere mich darauf, dass David hinter den beiden dranbleibt.

Im Kampf mit dem „Endgegner“

Nachdem wir den steilsten Teil mit den Treppenstufen hinter uns haben, zieht sich die Steigung noch länger auf einem Waldweg mit vielen „falschen Gipfeln“ weiter. Schlussendlich haben wir es geschafft und es geht sozusagen in den Endspurt. David verlangt immer noch nach neuen Geschichten und ich grabe in der Verzweiflung meine Militär-Anekdoten aus. Die funktionieren immer wieder und helfen dabei, das Marschtempo aufrecht zu erhalten. Zwischendurch wird auch mal ein Gummibärchen eingeworfen, welches auch Wunder wirkt.

Auf den Höhen Richtung Bülach

Der Schlussteil geht erfreulicherweise reibungsloser, als ich es erwartet/befürchtet hatte. Und so treffen wir nach 4:40h Marschzeit wieder in Bülach bei unserem Auto ein. Ziemlich genau nach meinem Plan. Ich freue mich, dass wir gemeinsam über 20 Kilometer gewandert sind und sogar David ist stolz auf seine Leistung. Zitat: „Heute Abend werde ich gut schlafen!“

Wir feiern diese gemeinsam absolvierte Etappe zu Hause mit einer Familienpizza!

Mit dieser Etappe ist nun die ganze Strecke von Bargen bis zum Flughafen erwandert. Als nächstes will ich die Tour vom Flughafen her weiterziehen. Ich stelle mir diesen Abschnitt nicht so toll vor, da er durch städtisches Gebiet führt. Eine Möglichkeit wäre es, diesen Abschnitt alleine und im Laufschritt möglichst rasch hinter mich zu bringen.

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