Swiss Canyon Trail 45K 2018 / Tag im Jura

Facts

Homepage: www.swisscanyontrail.com
Länge: 49.5 km
Höhendifferenz: +1’900m / -1’900m

Vorgeschichte

Der „Trail de l’Absinthe“ hat einen neuen Namen bekommen: Swiss Canyon Trail! Angelehnt an den Übernamen des Creux du Van. Mit dem neuen Namen ist auch eine neue 105 Kilometer-Distanz dazugekommen. 2014, 2016 und 2017 bin ich die klassische 75km-Distanz hier gelaufen. Der Lauf ist organisatorisch und landschaftlich sensationell. Für mich emotional auch speziell, dass in dieser Gegend vor fast 20 Jahren, im Prinzip meine „Ultra-Lauf-Karriere“ mit dem militärischen 100km-Lauf begonnen hat.

Die letzten beiden Jahre konnte ich mit Oli im Camper ins Val de Travers fahren. Dieses Jahr passt es Oli leider nicht ins Programm und ich fahre wieder mal alleine hin. Ich entscheide mich dieses Jahr für den 45K, welcher aber anscheinend auch fast 50 Kilometer ist. Der Start ist um 8:15 Uhr und so kann ich gut direkt am Samstag Morgen anreisen.

Am Freitag Abend fiebere ich ein wenig mit den Kollegen mit, welche um 22:00 Uhr in Biel zum 100km-Lauf starten. Ich packe meine Ausrüstung zusammen und entscheide, mit möglichst wenig Gepäck zu laufen. Nur die leichte Raidlight-Weste mit etwas Wasser und einer Regenjacke will ich mitnehmen. Pflichtausrüstung ist keine vorgeschrieben und ich verwerfe meinen Plan, mit der Pflichtausrüstung für den X-Alpine zu laufen. „Quick and dirty“ ist das Motto! Mein Ziel ist eine Zeit unter 7 Stunden zu laufen.

Vor dem Rennen

Um 4:45 Uhr geht der Wecker. Ich mache mich bereit, packe alles zusammen und fahre um 5:25 Uhr los. Kurz nach 7:00 Uhr komme ich in Couvet an und hole meine Startnummer ab. Kurs aufs WC und noch die Wasserflaschen füllen, dann gehe ich zurück zum Auto und lese noch ein wenig. Zudem checke ich die Fortschritte meiner Kollegen, welche in Biel am 100km-Lauf im Einsatz sind.

Martin + Martin zuversichtlich vor dem Start

Kurz vor 8:00 Uhr mache ich mich dann startbereit und habe am Schluss fast noch Stress, dass ich rechtzeitig beim Start bin. Ich treffe Martin, welcher dieses Jahr ebenfalls nur den 45K läuft.

Die Strecke

Swiss Canyon Trail 45K

Pünktlich um 8:15 Uhr erfolgt der Startschuss und das Feld setzt sich in Bewegung. Ich bin ganz hinten gestartet und nehme es ziemlich locker. Nicht nur der Namen des Laufs hat gewechselt, sondern auch die Streckenführung auf den ersten Kilometern. Statt im Tal direkt nach Noiraigue zu laufen, geht es nun ab Couvet hoch in den Wald.

Beim Start

Die genaue Distanz des Laufs ist mir nicht klar. Ich habe verschiedene Angaben zwischen 48 und 51 Kilometern gefunden. Die machen mir aber nicht allzu grosse Sorgen und so halte ich mich in den Steigungen auch nicht zu stark zurück und versuche zu joggen, was geht. Aus meiner Sicht gewinnt der Lauf durch die neue Streckenführung.

Das Wetter heute ist ideal. Der Himmel ist noch bedeckt und es ist nicht zu warm. Durch die Gewitter der letzten Tage ist es teilweise aber recht schlammig. Insbesondere am Anfang, wenn der Läuferpulk noch eng zusammen ist, muss man gut aufpassen, wo man seine Schritte setzt.

Nach der ersten Steigung folgt der erste Downhill. Auf einer asphaltierten Strasse geht es abwärts. Ich lasse es ordentlich laufen und kann einige Läufer überholen. Wenn der Lauf länger wäre, würde ich sicher sorgfältiger ans Werk gehen. Heute will ich aber bewusst etwas angreifen.

Nach rund 10 Kilomtern sind wir wieder unten im Tal und es geht nun 2.5 Kilometer flach nach Noiraigue. Hier muss ich zum ersten Mal etwas beissen, da mir das flache laufen momentan nicht liegt und ich auch von einigen Läufern überholt werde. Ich hänge mich an eine Gruppe und das Motto heisst „Grind abe und seckle!“. – In Noiraigue ist dann der erste Verpflegungsposten. Ich fülle meine Wasserflasche und weiter gehts.

Nun kommt mein Lieblingsteil dieser Strecke. Der Aufstieg zum Creux du Van. Jetzt ist auch die Zeit gekommen, die Stöcke vom Rucksack zu nehmen.

Der Trail ist teilweise etwas schlammig

Aufwärts fühle ich mich wohl und kann mit den Leuten um mich gut mithalten. Das Feld hat sich schon recht weit auseinandergezogen und ich bin im Aufstieg lange alleine unterwegs. Das macht es etwas schwieriger, ein gutes Tempo zu finden. Ich versuche einfach Gas zu geben, nachher geht es ja wieder abwärts und ich kann mich erholen.

Ich habe mir auch vorgenommen, regelmässig und viel zu trinken. Bei meinem Biwak-Trip vor zwei Wochen habe ich da gesündigt und hatte schlussendlich fast Krämpfe. – Ich kontrolliere zwischendurch immer wieder meinen Fortschritt und versuche meine Endzeit zu prognostizieren. Unter 7 Stunden sollte momentan gut drinliegen.

Für die 700 Höhenmeter Aufstieg zum Creux du Van bzw. Le Soliat benötige ich ziemlich genau eine Stunde. Das passt so. Ich geniesse kurz die Aussicht und dann geht es weiter in den 12 Kilometer langen Downhill nach Môtiers.

Creux du Van

Auf diesen 12 Kilometern kann man ordentlich Gas geben. Ich muss aber wieder feststellen, dass ich läuferisch nicht überzeuge und mir einige Leute um die Ohren laufen. Verschiedene hole ich aber vor dem Ziel dann auch wieder ein. Um mich etwas abzulenken, mache ich einen kleinen Zeitsprint gegen mich: Ich will in 7 Stunden im Ziel sein, das Rennen ist rund 50 Kilometer lang, dann müsste ich nach 3.5 Stunden irgendwo über 25 Kilometer geschafft haben. Je mehr ich drüber bin, desto weniger bleibt mir nachher. Mit dieser Aufgabe lenke ich mich rund 45 Minuten ab und stehe dann bei 28 Kilometer. Nur noch gut 20 Kilometer übrig. Das ist zu schaffen.

Vor Môtiers wird der Trail dann nochmals technisch und am schönen Wasserfall vorbei geht es Richtung Tal. An der Abzweigung, bei welcher ich letztes Jahr falsch abgebogen bin, läuft die Läuferin vor mir ebenfalls falsch. Ich bringe sie mit einem „à gauche“ wieder auf den richtigen Weg und sie lässt mich dann bergab brutal stehen.

Beim Wasserfall

30 Kilometer sind durch. Eigentlich ein Grund zur Freude. Allerdings bekomme ich leichte Magenkrämpfe und fühle mich nicht wirklich stark. So schleiche ich eher rein zum Verpflegungsposten bei Môtiers. Ich nehme zwei Becher Bouillon, etwas Cola und fülle meine Wasserflasche.

Dann geht es weiter in die Carrière de Môtiers. Wieder eine Lieblingsstelle von mir entlang eines Bachs und durch eine kleine Schlucht. Momentan fühle ich mich aber nicht so toll und kämpfe mich eher vorwärts. Meine Beinmuskulatur fühlt sich nicht so toll an und ich habe das Gefühl, ich bin nicht weit von Krämpfen entfernt. Insbesondere mein rechter Oberschenkel zwickt leicht. Ich hoffe die Bouillon zeigt bald Wirkung.

Während ich zwischendurch sogar mit einem Finish in 6 Stunden geliebäugelt habe, muss ich mir nun wieder etwas Druck wegnehmen und auf Geduld umstellen. Unter 7 Stunden sollte ich es locker schaffen und mehr brauche ich ja gar nicht. Also einfach geduldig weiter machen. Wo immer möglich, suche ich mir andere Läufer zum anhängen. So kann ich Energie sparen und die Kilometer gehen einfacher vorbei.

Das Höhenprofil

Das Spiel ist immer dasselbe. Steil bergauf komme ich mit. Flach berauf können viele noch joggen, während ich nur marschiere. Flach kann ich auch nicht mehr alles laufen. Bergab komme ich einigermassen mit. Ein Höhepunkt dann der technische Downhill auf einem Singletrail von Kilometer 37 bis 39. Ich laufe am Ende einer Gruppe und wir können ordentlich Gas geben. Ein Läufer vor mir steht auf einen Kuhfladen und legt einen spektakulären Sturz, zum Glück ohne Folgen hin. Es macht Spass und ich habe das Gefühl, dem Ziel entgegen zu fliegen.

Auch der schönste Downhill ist mal zu Ende und es geht wieder aufwärts. Ich ärgere mich etwas, dass ich weder eine Streckenprofil, noch eine Karte dabei habe. So kann ich nicht einschätzen, was mich noch erwartet und muss mich einfach dem Schicksal ergeben. Schadet aber vielleicht auch nicht.

Ungefähr bei der Marathon-Distanz sind wir wieder bei der Verpflegung von Môtiers. Nochmals Bouillon, Cola, Wasser und dann geht es auf die letzten 7.5 Kilometer. Allerdings vertraue ich den Kilometerangaben nicht richtig und bin dann froh, als endlich die 5km-Rest-Angabe kommt.

Das Ende ist absehbar und ich versuche wieder mal die Endzeit abzuschätzen. Ich setze mir das Ziel, unter 6:40h einzulaufen. Das gibt noch mal Energie, um etwas zu beissen. Letzter Downhill über die Kuhweide, dann kurz über den sich schliessenden Bahnübergang und schon bin ich auf dem letzten flachen Kilometer. Kurze Marschpause um die Stöcke auf den Rucksack zu packen, dann locker zu Ende joggen. Nach 6:37h bin ich zufrieden und glücklich im Ziel.

Relive ‚Swiss Canyon Trail 45K‘

Fazit und Ausblick

Es war ein schöner Lauf und der Tag hat Spass gemacht. Zwischendurch habe ich etwas gezweifelt, ob ich genügend in Form bin, um in 4 Wochen den X-Alpine 111 erfolgreich zu finishen. Muskulär hatte ich leichte Probleme, ich denke aber das hat auch mit den vielen laufbaren Streckenteilen zu tun.

Bis zum X-Alpine muss ich vor allem noch Höhenmeter sammeln. Das werde ich mit 1000er-Stägeli-Trainings machen. Im Wallis wird dann vor allem Durchhaltewillen und Geduld gefordert sein.

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