Aare-Flusswanderung Solothurn-Olten

Vorgeschichte

Wenn mir vor zwei Jahren jemand gesagt hätte, dass ich freiwillig mit einem Gummiboot die Aare runter schippern würde, hätte ich ihn wahrscheinlich nur ausgelacht. Wasser ist überhaupt nicht mein Element, entsprechend gering die Anziehungskraft auf mich. Aufs Wasser zog es mich höchstens mit dem Ausflugsschiff. – Als wir aber letzthin mit der Familie in Olten über die Aarebrücke wanderten, fuhr unten ein Kanu durch. Irgendwie stellte ich mir das als noch gemütlicher und näher an der Natur als Wandern vor. Irgendwann würde ich das auch ausprobieren. – Vom 200km-Läufer zum Wanderer zum Flusswanderer. So sieht sportlicher Zerfall aus!

Was wollte ich schon alles ausprobieren und was ist davon alles versandet? Die Sache mit dem Flusswandern ist aber irgendwie präsent geblieben. Ich habe dann etwas rumgegoogelt und unter www.kanuland.ch viele Informationen und Routenbeschriebe gefunden. Weiter ging es mit der Suche nach einem passenden Boot und der sonstigen Ausrüstung.

Remo hatte ich versprochen, in den Ferien wieder mal einen Zeltausflug zu machen. Eine passende Wanderung wäre bereits geplant gewesen. Ich sah aber auf einmal die Möglichkeit, stattdessen eine Flusswanderung zu machen. – Remo war sofort Feuer und Flamme, den Termin haben wir auch gesetzt, nur ein Boot hatten wir noch nicht. – Nach nochmals einem Abend mit google, waren dann Boot und Schwimmwesten bestellt. Allerdings war ich mir nicht sicher, ob diese rechtzeitig am Pick-up-Point eintreffen würden. Die Wanderkarte wurde also auch mal vorsichtshalber ausgedruckt.

Am Donnerstag Morgen lagen die Schwimmwesten zwar bereit, das Boot war aber noch nicht abholbereit. Die Zeichen standen auf Jurawanderung. Wir packten Zelt, Matte und Schlafsäcke, sowie Ersatzwäsche in den Trekking-Rucksack. Eine halbe Stunde vor Abreise, traf die Mail mit der Abholeinladung für das Boot ein. Statt Wanderschuhe zogen wir also die Sandalen an und liessen die Socken zu Hause.

Mein Plan war, mit dem Zug nach Solothurn zu fahren und von dort auf der Aare nach Olten zu fahren. Da wir zuerst noch die Ausrüstung abholen mussten, würden wir mit dem Auto nach Olten fahren.

Anreise

In Oberentfelden luden wir die Pakete mit Boot und Schwimmwesten ein. Dann fuhren wir nach Oftringen und kauften noch einen grossen wasserdichten Packsack für die Camping-Ausrüstung. Einen mittleren für Kleider und einen kleinen für Handy, Portemonnaie etc., hatten wir bereits von zu Hause mitgenommen. Ebenfalls besorgten wir uns auch noch ein paar Reepschnüre um das Boot zu sichern und das Material festzurren zu können. In der Tiefgarage des Einkaufszentrums packen wir dann die Pakete aus und packen unsere Sachen wasserdicht ein.

Bereit für das Abenteuer

Dann fahren wir nach Olten und parkieren beim Bahnhof. Es ist kurz vor 13:00 Uhr und ich schätze es wird mindestens 15:00 Uhr, bis wir auf dem Wasser sind, sofern wir das Boot schwimmfähig bringen. Wir haben Glück und erwischen kurz nach 13:00 Uhr einen Zug nach Solothurn. In Solothurn heisst es dann zum ersten Mal die ganze Ausrüstung schleppen. Remo nimmt den kleinen Rucksack mit der Verpflegung, ich den Trekking-Rucksack mit der Ausrüstung, sowie die grosse Tasche mit dem Boot drin.

Zum Glück geht es nur über die Aarebrücke. Direkt auf der anderen Seite ist die Einwasserungsstelle und ein Paar macht dort gerade ein Boot zum einwassern bereit. Die beiden machen sich auf den Weg, als wir ankommen. Es ist sehr heiss und Remo ist aufgeregt. Ich weise ihn an, zuerst mal die Schwimmweste anzuziehen, falls er vor Aufregung schon vor dem Start in den Fluss fällt.

Startplatz in Solothurn

Der Aufbau des Bootes geht dann einfacher und schneller, als ich befürchtet habe. Die Ausrüstung lässt sich auch gut verstauen, nur der Trekking-Rucksack ist nicht so ideal zum platzieren. – Dann der grosse Moment: Remo steigt zuerst ins Boot, dann ich. Wir schaffen es ohne zu kentern und sind reisebereit. Schiff ahoi!

Ready for departure

Solothurn – Wangen an der Aare

Um 14:15 Uhr legen wir ab. Wir sind also besser drin, als ich geschätzt habe. Die erste Etappe bis Wangen an der Aare ist gut 10km lang und wird im Führer „Kanuland Schweiz“ als leicht bezeichnet. Sie sollte in 2-3 Stunden zu bewältigen sein. Ich rechne eher mit drei Stunden, da Remo sicher nicht stark paddeln kann und ich ja auch keine Übung habe. Einzige „Schwierigkeit“ ist das Kraftwerk Flumenthal, welches nach rund fünf Kilometer den Weg blockiert und umtragen werden muss. Bis dahin haben wir aber etwas Zeit, uns mit dem Boot vertraut zu machen.

Die ersten Paddelschläge bringen dann gefühlt mehr Wasser ins Boot, als dass sie Vortrieb entwickeln. Zudem fehlt uns das Gefühl, das Boot gerade und in Fahrtrichtung zu halten. So eiern wir aus Solothurn raus. Ich habe das Gefühl, nicht vom Fleck zu kommen. Ein Blick zurück zeigt aber, dass wir tatsächlich vorwärts kommen.

Die ersten Paddelschläge

Etwas Sorge macht mir eine dunkle Wolke entlang des Juras. Ein Gewitter auf Wasser möchte ich bei unser Wasserpremiere nicht gleich erleben. Ich beobachte die Situation aufmerksam, zum Glück bleibt es heute aber trocken und gewitterfrei.

Nach einer halben Stunde haben wir die ersten drei Kilometer geschafft und fahren am „Emmenspitz“ vorbei, wo die Emme in die Aare mündet. Aus dem Führer wissen wir, dass hier Naturschutzgebiet ist und man nicht anlegen darf. Wir wissen ja aber gar noch nicht, wie anlegen funktioniert, deshalb ist das kein Problem für uns.

Dann fahren wir durch das Industriegebiet Attisholz. Es gibt immer irgendetwas zu sehen und es hat überall Leute am Ufer und im Wasser, welche sich an diesem heutigen Tag an der Aare abkühlen. Für mich immer noch eine Welt, zu der ich wenig Bezug habe. Auf dem Boot und mit Schwimmweste fühle ich mich aber sicher und wohl. Remo verlangt zwischendurch nach Verpflegung und wir essen Brot, Landjäger und Süssigkeiten.

Industrieareal Attisholz

Dann gilt es zum ersten Mal ernst und das Kraftwerk Flumenthal taucht vor uns auf. Dank dem Führer wissen wir schon vorher, dass wir am rechten Ufer anlanden müssen. Die Zeichenführung im Gelände ist dann ebenfalls eindeutig. Der Steg wird aber gerade von einer Gruppe mit Gummibooten blockiert, welche glaube ich noch weniger Ahnung haben als wir. Auf jeden Fall machen sie dann etwas Platz, als wir von hinten reincrashen. Remo steigt als erster aus, ich danach. Wieder schaffen wir es ohne kentern oder Wasserkontakt. Boot sichern, Gepäck ausladen, Boot aus dem Wasser, Kraftwerk umtragen, Boot einwassern, Gepäck laden+sichern, einbooten, ablegen. Zum ersten Mal spielen wir diesen Ablauf durch. Bis Olten werden wir ihn noch verbessern. Es klappt aber bereits beim ersten Mal gut und ich bin froh, diese Hürde geschafft zu haben.

Kraftwerk Flumenthal

Nach dem Kraftwerk fliesst die Aare dann wieder schneller und wir kommen gut voran. Ich kann die Geschwindigkeit noch nicht richtig abschätzen. Zum Glück habe ich die GPS-Uhr, so ist der Fortschritt klar erkennbar. Meine Erfahrung bis jetzt: Lässt man sich einfach treiben, kommt man mit 4-5 km/h voran. Vor einer Staustufe auch mal nur mit 2-3 km/h. Paddle ich dazu noch, erhöht sich die Geschwindigkeit um 3-4 km/h. Geht es ingesamt mit über 10km/h vorwärts, ist das wirklich flott. – Das sind Tempi, welche ich von meinen Ultratrailläufen sehr gut kenne. Hier geht es einfach etwas müheloser und mit deutlich tieferem Puls.

Technisch gibt es dann keine Herausforderungen mehr bis Wangen an der Aare. Remo geniesst die Fahrt, paddelt ab und zu mit, versucht Blätter, Hölzer und Federn aus dem Wasser zu fischen und erzählt viele Geschichten, welche ich nicht alle verstehe, da ich hinter ihm sitze.

Autobahnbrücke A1 vor Wangen aA

Nach ziemlich genau zwei Stunden legen wir dann am ersten Etappenziel in Wangen an der Aare an. Ich freue mich, dass wir es ohne Probleme und in einer guten Zeit geschafft haben. Wir feiern das mit einer Glace und einem gekühlten Getränk. Dann suchen wir noch ein WC auf und nach einer halben Stunde Pause sind wir bereit für die zweite Etappe.

Etappenziel Wangen an der Aare

Wangen an der Aare – Aarwangen

Um 16:45 Uhr geht es also auf die zweite Etappe. Die Charakteristik ist sehr ähnlich der ersten. Diesmal knapp 10 Kilometer Länge, wieder 2-3 Stunden Reisezeit und wieder ein Kraftwerk (Bannwil) als Hindernis. Das Kraftwerk liegt diesmal bei Kilometer 6, wir können also zuerst mal etwas geniessen.

Im Prinzip könnte man sich ja einfach auf dem Fluss treiben lassen und das Leben geniessen. Man würde so auch ans Ziel kommen. Ich spüre aber, dass ich damit meine liebe Mühe habe. Ein Problem heute ist, dass wir morgen Mittag wieder zu Hause sein „müssen“. Das heisst wir brauchen eine gewisse Geschwindigkeit, wenn wir es bis Olten schaffen wollen. Da ich unsere Fortschritte noch nicht richtig abschätzen kann, gebe ich lieber etwas mehr Gas, damit wir Reserve haben. – Zum zweiten stört es mich, wenn wir nur so schnell wie der Fluss sind. Ich will schneller sein als die Strömung. Ich will nicht einfach mittreiben. Diesen Aspekt muss ich mal hinterfragen. Denn es wäre eigentlich das friedlichste und müsste entspannend sein, sich hier einfach treiben zu lassen. Ich kann es aber irgendwie nicht geniessen.

Einfach treiben lassen

Je näher wir dem Kraftwerk kommen, desto mehr Aufwand braucht es, eine Geschwindigkeit von über 6 km/h aufrechtzuerhalten. Meine Arme und Schultern werden langsam müde und ich sehe schon einen gehörigen Muskelkater wegen der ungewohnten Bewegungen voraus. Immerhin paddle ich aus meiner Sicht schon viel effizienter und schöpfe nicht nur Wasser ins Boot.

Wir können immer wieder Vögel beobachten. Neben Schwänen, Enten und diversen Taucherlis, ist die Sichtung eines Eisvogels das absolute Highlight der Reise. Er fliegt vorbei und setzt sich dann auf einen Ast, so dass wir wieder vorbeiziehen und ihn beobachten können. Ein wunderschöner Vogel! Zum fotografieren reicht es mir leider nicht, da das Ganze zu schnell abläuft.

Wir kommen nun in eine Gegend, welche ich aus meiner „Langenthaler-Zeit“ noch ein wenig kenne. Walliswil, dann Berken (super Restaurant Löwen Berken), Graben (hier wollte die BKW mal ein AKW bauen) und dann Bannwil. Beim Kraftwerk heisst es diesmal links anlanden. Remo ist froh um die Pause, da er wieder aufs WC muss. Die Landung gelingt wieder gut und wir werden von einer „Besenbeiz“ überrascht, welche sich direkt beim Auswasserungsplatz befindet. Remo benutzt das Toitoi und wir beschliessen anschliessend, die Gelegenheit zu nutzen und einzukehren.

Wir bestellen eine kleine Portion Pommes und eine 1.5 Liter-Flasche Eistee. Während Remo sich auf die Pommes stürzt, leere ich schon mal das Boot und trage das Gepäck ums Kraftwerk. Dann leeren wir Pommes und Eistee gemeinsam und tragen dann auch das Boot gemeinsam runter zur Einwasserungsstelle. Aufladen, einbooten, abfahren!

Wieder geht es einfacher und schneller nach dem Kraftwerk und ich schätze innerhalb von 30 Minuten können wir Aarwangen erreichen. Das wäre dann so um 19:00 Uhr. Da die dritte Etappe mit 19km fast gleich lang wie die ersten beiden zusammen ist und eine Dauer von 3-5 Stunden angegeben werden, möchte ich diese heute noch beginnen. Ideal wäre, mal noch eine Stunde zu fahren, und dann einen Platz zum übernachten zu suchen.

Kraftwerk Bannwil

Ich werde in meiner Planung von einer Fahrverbotstafel und einem Ausswasserungszeichen unterbrochen. Diese kommen unerwartet, ich habe aber einen Verdacht, wieso diese hier platziert sind. Die Schilder sehen temporär aus und aus Erfahrungsberichten, welche ich vorgängig gelesen habe, weiss ich dass das Militär hier teilweise Sperrungen legt um Brücken einzubauen. Prompt kommt ein militärisches Motorboot um die Ecke und ich frage die AdA’s, ob wir durchfahren können. Wir haben Glück bzw. die Soldaten Hunger, und die Brücke ist schon wieder fast fertig abgebaut und wir können auf der linken Seite durchfahren.

Die Schwimmbrücke wird gerade weggeräumt

So erreichen wir kurz nach 19:00 Uhr Aarwangen, wo die Pontoniere am trainieren sind. Diesmal gibt es am Etappenende keine Rast und wir ziehen gleich weiter.

Aarwangen – Olten

Die dritte Etappe soll unser Gesellenstück werden. Im Führer werden sowohl Schwierigkeitsgrad, wie auch konditionelle Anforderungen als „mittel“ bezeichnet. Zwei Kraftwerke gilt es zu umtragen. Was mich aber mehr beschäftigt, sind die Stromschnellen bei Wynau, Aarburg und Olten. Diese sollen zwar gut passierbar sein, da wir bis jetzt aber wirklich nur ruhiges Wasser hatten, wird es auf jeden Fall eine neue Erfahrung.

Zweites Etappenziel: Aarwangen

Meine Idee ist es, das Kraftwerk (Kilometer 2) und die Stromschnellen Wynau (Kilometer 5) zu passieren und nachher einen Platz zum übernachten zu suchen. Die restlichen Kilometer sollten wir morgen Vormittag gut schaffen können.

Ab Aarwangen geht es wieder harziger, da wir bereits im Einfluss der Staustufe des Kraftwerks Wynau sind. Damit wir vorwärts kommen braucht es ordentlich Paddel-Einsatz. Remo ist müde und hilft nicht mehr richtig mit. Ich bin auch müde und befürchte einen ziemlichen Muskelkater in den Schultern in den nächsten Tagen.

Idyllische Abendstimmung vor dem Kraftwerk Wynau

Vor 19:30 Uhr wassern wir dann aus und umtragen das letzte Kraftwerk für heute. Beim Einstieg isst eine Arbeiter (wahrscheinlich vom Kraftwerk) gemütlich Znacht. Wir winken im zum Abschied nach dem ablegen.

Auswassern

Jetzt kommt die spannende Strecke! Zuerst mal bin ich froh, dass der Fluss nun wieder zieht und ich weniger Arbeit habe. Schon bald sind wir in Wolfwil und kommen zum markanten 90°-Rechtsknick der Aare. Wie im Führer beschrieben, halten wir uns links, da es dort keine Steine im Wasser haben soll. Die Stromschnellen sind sicht- und hörbar und mein Puls steigt etwas an. Ich bin auf die Reaktion des Bootes und noch mehr auf die Reaktion von Remo gespannt.

Als wir dann die ersten Wellen erreichen und es leicht zu schaukeln beginnt, quietscht Remo vor Freude. Ihm macht es Spass und mir ebenso. Nach zwei Minuten ist die Sache schon vorbei und wir sind wieder in ruhigem Wasser. Remo beschwert sich, dass er mehr Wellen will. – Meine Prioritäten liegen bei einem Schlafplatz und ich halte Ausschau danach.

In Wynau und Murgenthal trainieren die Pontoniere und wir versuchen, ihnen nicht die die Quere zu kommen. An einer Stelle steuere ich ein „Tor“ an und treffe dieses auch. Allerdings touchiert Remo mit dem Paddel die seitliche Stange und es schlägt ihm das Paddel anschliessend leicht an den Kopf. Auf weitere solche Manöver verzichten wir deshalb.

Holzbrücke Murgenthal

Nach Murgenthal landen wir dann an einem vielversprechenden Platz an. Leider liegt da viel Abfall, es hat keinen schlauen Platz für das Zelt und die Stelle liegt unmittelbar an der vielbefahrenen Bahnlinie. Also wieder einbooten und weiter. – Ich bin der Meinung, auf der linken (Solothurner) Seite gäbe es einen schönen Platz. Diesen hatte ich von der Strasse bei der Durchfahrt schon mehrmals gesehen. Leider bin ich mir nicht mehr so sicher ob und wo es den geben würde.

Schlussendlich sehe ich weiter vorne eine Stelle auf der linken Seite, wo man anlanden kann. Beim näherkommen ist dort sogar eine Art Waldhütte auf einer Erhöhung erkennbar. Dort werden wir die Nacht verbringen! – Wir landen also irgendwann nach 21:00 Uhr an, sichern das Boot und erkunden mal die Umgebung nach einem bequemen Zeltplatz. Ungefähr 100m flussabwärts finden wir dann den perfekten Platz. Eine Wiese direkt an der Aare, mit Feuerstelle, grossem Sonnenschirm, Tischen und Bänken. Einfach ein Bijou. Genau dieser Platz war es, welchen ich von der Strasse gesehen hatte! – Allerdings hängt eine Schild davor: „Privatbesitz“. Auf dem Schild steht, dass der Platz für Events und Feste gemietet werden kann, dazu zwei Handynummern für den Kontakt. Remo fordert mich auf, anzurufen und um Erlaubnis zu fragen. Ich habe eine bessere Idee. Wir schiessen ein Selfie und senden dieses per sms mit dem Asylantrag an die Handynummern. Dann holen wir unser Gepäck und das Boot und bis wir alles gezügelt haben, kommt auch die Erlaubnis zurück.

Wir ziehen trockene Kleider an, stellen das Zelt auf, filtern uns Trinkwasser aus der Aare und dann geht es nach 22:00 Uhr direkt in den Schlafsack. Remo schläft glücklich und zufrieden ein. Ich suche glücklich und zufrieden nach Schlaf. Die Bahnstrecke ist auch auf dieser Seite gut hörbar und ich erinnere mich zurück an die Zeit, in welcher ich in Murgenthal direkt an der SBB-Strecke gewohnt habe. Die schweren Güterzüge in der Nacht sind das schlimmste. Irgendeinmal finde ich dann meine Schlafposition und döse auch weg.

Unser Zeltplatz

Kurz vor 7:00 Uhr schäle ich mich aus Schlafsack und Zelt. Der Himmel ist etwas bedeckt, aber es ist warm und die Bedingungen sind ideal zum weiterfahren. Remo steht ohne Probleme auf und wir packen Schlafsäcke und Zelt wieder zusammen und verstauen alles in den wasserdichten Packsäcken. Wir haben noch rund 10 Kilometer und ein Kraftwerk vor uns. Ich rechne, dass wir das in zwei Stunden schaffen sollten.

Ich freue mich auf die Strecke Rothrist – Aarburg, da dies das Spazierrevier von Silvia und mir war, als wir damals in Rothrist unsere erste gemeinsame Wohnung hatten. Entsprechend kenne ich auch das Kraftwerk inkl. Ausboot- und Einbootstellen. Diese sind komfortabel und die Tragestrecke nicht allzu lange. Anstrengung braucht also vor allem wieder, bis zum Kraftwerk hinzupaddeln. Frisch ausgeruht klappt aber auch das ohne Probleme und gut eine halbe Stunde nach dem Start, legen wir beim KW Ruppoldingen bereits wieder an. – Zum letzten Mal umtragen. Remo hält das fotografisch fest.

Kraftwerk Ruppoldingen umtragen

Einwassern

Dann geht es in den „Endspurt“. Die Aare zieht bis Olten gut und wir benötigen nur etwas mehr als 45 Minuten bis ins Ziel. Höhepunkte sind die Aarewoog bei Aarburg und nochmals etwas unruhigeres Wasser nachher. Um 9:30 Uhr legen wir in Olten beim Gelände des Pontonierclubs an. Unsere Reise über rund 39km geht erfolgreich zu Ende. Es wird sicher nicht unsere letzte Flusswanderung bleiben.

Aarburg

Rückreise

Wir lassen dem Boot die Luft raus und verstauen die ganze Ausrüstung wieder in Packsack und im Trekking-Rucksack. Dann tragen wir die Sachen um die Badi rum zum Parkplatz Schützenmatte. Dort lasse ich Remo mit der Ausrüstung zurück und hole das Auto beim Bahnhof.

Auf der Heimfahrt kaufen wir noch eine zweite Schwimmweste für David. Am Wochenende wollen wir auf dem Hallwilersee bööteln!

Fazit

Die Unternehmung war recht spontan, hat aber tiptop funktioniert. Remo und ich hatten Spass und es wird ein unvergessliches Erlebnis für uns bleiben.

Das Flusswandern an sich ist eine tolle Sache. In der Schweiz mit dem super ÖV-Netz auch logistisch einfach organisierbar. Dank der sehr guten Routenbeschriebe finden aus meiner Sicht auch Anfänger einen guten und sicheren Einstieg.

Für unsere Familie eröffnet sich ein neues Feld, da ich bei Wasseraktivitäten bis jetzt immer die Spassbremse war. In Zukunft werden wir wohl öfters mal an einen See oder Fluss fahren.

Schlaf des Gerechten

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